Die Pläne für eine zentrale Wasserversorgung in Niebüll reichen - wie für Risum und Lindholm auch - in die Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg zurück. Seit dem Jahr 1901 wurde von den amtierenden Kreisärzten auf die unhaltbare Wasserversorgung des Ortes
hingewiesen. Es gab verschiedene Pläne für eine zentrale Wasserversorgung, die jedoch am Problem der Wassergewinnung scheiterten.
Erst Mitte der 1920er Jahre wurde das Projekt Wasserleitung wieder aktiviert mit der Berufung Niebülls zum Kreisort und der raschen
Entwicklung der Gemeinde. Seit 1926 wies der damalige Kreisarzt Dr. Jacobs auf die ständige Epidemiegefahr hin. Zudem wurde die
Feuerlöschfrage immer dringlicher.
Die Dringlichkeit einer zentralen Wasserleitung bestätigten all diejenigen Niebüller, die bei ihren Wohnungen schlechtes Wasser
hatten. Nicht nur, daß das Pumpenwasser eine kaffeebraune Färbung hatte, sondern bei einigem Stehen bildete sich an der Oberfläche
eine öligschmutzige Fettschicht, und auf dem Boden des Gefäßes klebte ein schmutziger Bodensatz.
Gelegentlich waren auch
Fremdkörper wie Würmer und dergleichen zu finden. In den Niebüller Brunnen fand sich nur Wasser mit huminsaurem Eisen, eine
Verbindung von Eisen mit moorigen und säureartigen Stoffen. Das gab dem Wasser die bräunliche Färbung, es verlor seinen
erfrischenden Wohlgeschmack und verursachte - den Hausfrauen ein Graus - das Gilben der Wäsche.
Das Land Schleswig-Holstein war in den 1920er Jahren geologisch noch nicht so gut erforscht, daß sich aus den Bohrergebnissen auf das
Vorkommen guten Wassers schließen ließe. Aber es waren vor allem wirtschaftliche Gründe, welche die Verantwortlichen bewogen,
das Wasserwerk möglichst nahe am Versorgungsgebiet zu bauen.