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Wassergewinnung - Brunnen

Wassergewinnung und Brunnen

Zu den Investitionen in eine sichere Trinkwasserversorgung für die nächsten Generationen gehörten für die Verbands- und Geschäftsführung auch der Bau- und die Inbetriebnahme neuer Brunnen sowie die Anlage von Tiefbrunnen, die der Verbesserung der Rohwasserqualität und der Rohwassermenge dienen.

Voraussetzung dafür waren allerdings umfangreiche Aufschlussbohrungen und Pumpversuche im Verlaufe der vergangenen Jahre. Ueber die Untergrundverhältnisse im Karlumer Wassergewinnungsgebiet in Tiefen über 100 m lagen in den Anfangsjahren des Verbandes nur geringe Erkenntnisse vor. Eine Tieferbohrung der vorhandenen Flachbrunnen war nach damaliger Ansicht wenig sinnvoll, da die wasserführende Schicht nur 20 bis 40 m beträgt. Darunter befindet sich eine Mergelschicht von 100 m.

Wie wir uns erinnern, hatte der Geologe Dr. Dittmer seinerzeit im Jahre 1954 prognostiziert, dass die Chancen, im Karlumer Gebiet tertiäre Grundwasserträger (65 Mio. bis 2 Mio. Jahre) aufzufinden, gering seien und Drei Harden sich mit dem vorhandenen Grundwasservorkommen begnügen müsse. Die Leistungsfähigkeit des oberen Grundwasserträgers war jedoch beschränkt und für eine sichere Wasserversorgung mit Spitzenabnahmezeiten nicht ausreichend. Geschäftsführer Carl Thomas Carstensen wollte es daher genauer wissen. Neuere Aufschlussbohrungen sollten ermitteln, ob auf dem Karlumer Gelände Wasserleiter in größeren Tiefen vorhanden waren. Man wollte die praktisch nicht nachgewiesene Expertenaussage entkräften und ein Wasservorkommen in größerer Tiefe nachweisen, das für eine sichere Versorgung von großer Bedeutung war. Zudem ist das Rohwasser aus tieferen Schichten von der wassertechnischen Aufbereitung her weniger aufwendig und qualitativ besser, da es weniger Eisen, Mangan und Kohlendioxid enthält und zudem kalkabscheidend ist.

Schon 1966 war deswegen eine Aufschlussbohrung beim Marschenbauamt beantragt, aber nicht genehmigt worden. Auch das Geologische Landesamt in Kiel vertrat die Ansicht, dass eine Aufschlussbohrung bis zu einer Tiefe von 200 m keinen Erfolg brächte.

Dann im August 1970 startete Drei Harden zusammen mit dem Geologischen Landesamt in Kiel eine geoelektrische Wassersuche. Das vorgelegte hydrologische Gutachten vom 13.10. 1971 erfolgte auch schon mit Blick auf eine Schutzgebietsbemessung des Wasserwerks. Es bestätigte das Dittmer'sche Gutachten insofern, dass nutzbare tertiäre Wasserleiter praktisch nicht zur Ablagerung kamen. Im Raum Karlum-Tinningstedt sind nur Wasserleiter des Pleistozäns (eiszeitliche Ablagerungen, 2 Mio. Jahre bis 10.000 v. Chr.) verwendbar. Auch konnte nicht damit gerechnet werden, daß tonige, denDurchfluß des Grundwassers hemmende Sedimente in geschlossener Verbreitung vorhanden sind. Wirtschaftlich nutzbare Schichten sind vor allem im westlichen Bereich zwischen Karlum und dem Staatsforst mit Mächtigkeiten von mehr als 50 m zu finden.

Im Sommer 1977 berichtete Geschäftsführer Carl Thomas Carstensen, daß der Verband vom Amt für Land- und Wasserwirtschaft (AlR) zum ersten Mal eine Genehmigung für eine Aufschlussbohrung bis 350 m erhalten hätte. Der Hydrologe Dr. Nachtigall vom Geologischen Landesamt hatte die Bohrungen durchgeführt: 11-51 m: Grobsandschicht, dann Ton, bei 62 m: Sandschicht, bei 135 m: Schicht mit fossilen Gehäusen von Muscheln und Krebsen (10 Mio. Jahre), bis 250 m: braune Tonschicht. Zwei Wasserhorizonte wurden gefunden. Bei 250 m wurde die Aufschlussbohrung eingestellt. Sie hatte das so gewünschte Ergebnis erbracht, dass sich unter dem ersten, von Drei Harden genutzten, Wasserleiter in 75 m Tiefe ein zweiter Wasserleiter befand.

Der Vorstand beschloss im November 1972, von der Gemeinde Karlum Land zu kaufen für den Bau neuer Brunnen. Erworben wurde ein Stück von 100 m Breite zum Preis von 0,80 DM/qm, die Gesamtfläche betrug 16.250 qm. In demselben Jahr wurden die beiden Brunnen 9 und 10 abgeteuft mit einer Bohrtiefe zwischen 50-60 m.

Aufgrund der positiven Ergebnisse der Bohrungen aus dem Jahr 1971 wurde im Jahr 1977 ein Grundstück im Karlumer Forst zum Bau neuer Tiefbrunnen erworben und im neuerschlossenen Grundwasserhorizont verfiltert. Diese wasserführenden Sandschichten befinden sich zwischen 60 und 120 m. Im Jahre 1977 wurden dann die Brunnen 11, 12 und 13 gebaut mit einer Stundenleistung von je 150 cbm.

Ein weiteres hydrologisches Gutachten erfolgte am 27.3.1981. Insgesamt wurden sechs Aufschlussbohrungen zur Erkundung eines hier vermuteten, tiefer gelegenen Wasserleiters niedergebracht. Das Gutachten kam zu dem Ergebnis, daß drei Grundwasserstockwerke vorhanden sind: eiszeitlicher Fein- und Mittelsand, eiszeitlicher Mittel- und Grobsand und miozäne Sände (24-6 Mio. Jahre). Die Grundwasserstockwerke waren - so die Erkenntnis von 1981 - durch gering wasserdurchlässige Geschiebemergel voneinander abgetrennt.Im August 1986 wurde in das untere Grundwasserstockwerk Brunnen 14 abgeteuft, seine Abnahme erfolgte am 8.4.1987.

Seit 50 Jahren erfüllt der heutige Zweckverband seine Aufgabe: eine sichere Versorgung der Bevökerung mit einwandfreiem Trinkwasser zu einem günstigen Preis zu gewährleisten. Ein Mengenproblem gibt es heute nicht mehr. Es stehen genügend Brunnen zur Verfügung, die Umstellung der Wasserförderung auf einen tieferen Grundwasserleiter ist erfolgt, die Aufbereitungskapazität ist ausreichend. Dies wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern, da seit 1980 keine wesentlichen Abgabesteigerungen mehr zu verzeichnen sind.

 

Drei Harden:
Bohrungen

Aufschlussbohrungen im Karlumer Forst zum Auffinden eines zweiten Wasserhorizontes, 1977
Aufschlussbohrungen im Karlumer Forst zum Auffinden eines zweiten Wasserhorizontes, 1977